Ängste - ein Vorwort

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In unserer westlichen, stark extrovertierten Gesellschaft ist Angst das wohl unbeliebteste Gefühl. Nur selten wird öffentlich über Ängste gesprochen.

Das finde ich äußerst verwunderlich, denn ich behaupte:
Angst ist unsere wichtigste Emotion!

Ohne Angst wäre niemand von uns am Leben! Bereits unsere Vorfahren wären in ihrer Angstfreiheit von Säbelzahntiger und Co. vernichtet worden.

Angst ist da, um uns vor Gefahren zu schützen und unser Leben zu erhalten.

Somit ist Angst nicht unser Feind – sondern unser bester Freund!

Zum Problem wird Angst erst dann, wenn sie Situationen betrifft, die eigentlich ungefährlich sind und somit unser alltägliches Leben einschränkt. In diesen Fällen sprechen wir von sogenannten Angsterkrankungen.

Internationalen Studien zufolge liegt die Lebenszeitprävalenz für Angsterkrankungen bei
14 - 29%.
Jeder achte Mensch in Deutschland leidet mindestens einmal in seinem Leben an einer behandlungsbedürftigen Angsterkrankung.

Zum einen sind dies selbstverständlich alarmierende Zahlen – zum anderen bedeutet es aber auch:

Sie sind mit Ihrem Problem nicht allein!

Schon diese Erkenntnis kann heilsam sein.

Im Folgenden möchte ich Ihnen die häufigsten Angsterkrankungen vorstellen – vielleicht finden Sie sich an einem bestimmten Punkt wieder. 

Die Phobie

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Die Phobie bezeichnet eine Gruppe von Störungen, bei der die Angst durch eindeutig benennbare und eigentlich ungefährliche Situationen oder Objekte hervorgerufen wird. In der Folge werden diese konkreten Situationen oder Objekte mit größter Furcht und eindeutiger Symptomatik (z. B. erröten, schwitzen, zittern) ertragen oder gar gemieden – was die Angst weiter verstärkt. 

Was für den Laien recht harmlos klingen mag, kann für den Betroffenen gravierende Züge annehmen: Die Angst auslösenden Situationen können als „nicht zu bewältigen“ empfunden werden und die Lebensqualität stark beeinträchtigen. Unter Umständen kann der Verlauf einer Phobie so weit gehen, dass der Betroffene seine Wohnung nicht mehr verlassen kann und sich sozial isoliert.

Beispiele für Phobien sind:

·         Soziale Phobie: die Angst, sich in sozialen Situationen  beschämend zu verhalten und              negativ bewertet zu werden.

·         Agoraphobie: die Angst, aus öffentlichen Situationen nicht flüchten zu können.

·         Klaustrophobie: die Angst vor engen Räumen (z. B. Tunnel,   Fahrstühle, fensterlose                  Räume).

·         Akrophobie: die Angst vor Höhen.
·         Emethophobie: die Angst vor dem Erbrechen.

·         Carcinophobie: die Angst vor Krebserkrankungen.

·         Thanatophobie: die Angst vor dem Sterben.

·         Trypanophobie: die Angst vor Spritzen.

·         Oralphobie: die Angst vor dem Zahnarzt.

·         Aviophobie: die Flugangst.

·         Arachnophobie: die Angst vor Spinnen

·         Canophobie: die Angst vor Hunden.

·         Prüfungsangst…

Die Liste der möglichen Phobien ließe sich nahezu endlos fortführen. 


Die Panikstörung

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Die Panikstörung ist gekennzeichnet durch wiederkehrende, starke Angstattacken ohne spezifische Auslöser. Die Angstattacken treten spontan auf und sind somit nicht vorhersehbar.

Begleitet werden die einzelnen Angstattacken durch spezifische Symptome wie Herzrasen, Schweißausbrüche, Zittern, Herzschmerzen oder Magenbeschwerden.

Der Betroffene hat häufig Angst, die Kontrolle zu verlieren oder gar zu sterben

Viele Patienten mit Panikstörung wählen während ihrer ersten Angstattacken aufgrund der eindeutig körperlichen Symptomatik den Notruf. Der Arzt jedoch kann keine organische Ursache für die aufgetretene Symptomatik feststellen.

Der Leidensdruck der Betroffenen ist immens.
 

Die generalisierte Angststörung

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Die generalisierte Angststörung ist gekennzeichnet durch unbegründete und anhaltende Ängste.

Der Betroffene kann oftmals nicht benennen, wovor genau er Angst hat.

Häufig berichten Betroffene über vielfältige Sorgen und Vorahnungen wie etwa die Angst, sie selbst oder nahe stehende Personen könnten erkranken oder verunglücken.

Die diffuse Angst betrifft multiple Lebensbereiche und dauert mindestens sechs Monate an.